Nachdem nun das eigene Instrument soweit gestimmt ist, kommen wir zu meiner dritten Überlegung. Dem Zusammenspiel mit Anderen.
So wie wir täglich mit anderen Menschen in Kontakt treten, ist Musik in der Regel auch eine Interaktion von zwei oder mehr Instrumenten. Bei einem musikalischen Zusammenspiel ist es wichtig, dass alle Instrumente gleich gestimmt sind. Jedes Instrument bringt seine Grundstimmung mit, aber man eicht sich auf eine gemeinsame Stimmung ein, um ein harmonisches Gesamtstück zu kreieren. An dieser Stelle kommt der Ausdruck wieder ins Spiel, der mich zu dieser Serie veranlasst hat: der Mensch ist ein Schwingungswesen.
Wie Musiker mit ihren Instrumenten so stimmen auch wir uns auf den anderen ein, suchen eine gemeinsame Grundharmonie, um miteinander in eine gute Interaktion zu kommen. Dieser Vorgang läuft meistens unterbewusst und völlig automatisiert ab. Wir merken nur dann bewusst, dass wir uns auf die Harmonie des anderen einstellen, wenn uns dies Energie kostet, weil die Harmonie des anderen zu stark von unserer eigenen Harmonie abweicht oder diese in sich nicht stimmig ist.
Wenn wir Menschen treffen, die die gleiche Grundstimmung haben wie wir oder wo man sich nur um Nuancen anpassen muss, entsteht ein harmonisches Meisterwerk. Dann klingt es einfach von der ersten Minute an gut, man ist auf einer Wellenlänge – Töne sind ja bekanntlich auch nichts anderes als Wellenfrequenzen. Bei solchen Begegnungen entsteht Energie und beide gehen aufgeladen und voller Energie wieder auseinander.
Schwierig wird es, wenn man auf Menschen trifft, deren Grundstimmung deutlich von der eigenen Harmonie abweicht. Dann muss man viel Zeit und Energie in das „sich aufeinander einstimmen“ stecken. Im letzten Beitrag habe ich schon behandelt, wie wichtig es ist, immer wieder auf seine Grundharmonie zu kommen. Sich aktiv an eine andere Stimmung anzupassen fordert Energie. Und diese Stimmlage über einen gewissen Zeitraum zu halten, kostet uns weitere Energie. Das sind Begegnungen, nach denen man im schlimmsten Fall das Gefühl hat, jetzt erst einmal eine Woche Urlaub nötig zu haben.
Für alle, die sich mit diesem Bild gerade schwer tun ein anderer Vergleich. Stellt euch einmal vor, ihr müsstet längere Zeit in einem Konzert einer Musikrichtung sein, die nicht eurem eigentlichen Musikgeschmack entspricht. Beispielsweise als Klassikfan zu einem Heavy Metal Konzert. Das überlebt man und vielleicht stellt man auch das ein oder andere Positive fest. Aber man verlässt das Konzert in einem anderen Zustand, wie wenn man in diesem Fall bei einem klassischen Konzert war. Dann würde man beseelt nach Hause kommen, während man im Falle eines ungewohnten Musikstils eher das Gefühl hat, sich jetzt erst einmal von dem Erlebnis erholen zu müssen.
Das gleiche gilt übrigens auch für den eigenen Arbeitsplatz. Wenn ich in einem Beruf oder einem Unternehmen arbeite, wo ich mich morgens an der Eingangstür komplett anders stimmen muss, als meine eigene Grundstimmung ist, dann wird das auf Dauer schwierig. Das sind dann oft Fälle, die in Unzufriedenheit, Dienst nach Vorschrift und – im Schlimmsten Fall – Burnout enden können.
Daher überlegt einmal für euch, wann ihr in Umgebungen und Begegnungen seid, die eurer Grundstimmung entsprechen. Und was sind Umgebungen oder Menschen, für die ihr eure eigenen Harmonie komplett verändern müsst? Wir haben alle nur dieses eine Leben. Daher bitte ich euch, denkt einmal darüber nach, ob sich diese Anpassungsleistung für euch lohnt. Wenn das ganze einem höheren Ziel dient, ist das völlig in Ordnung. Aber wie viele Menschen begeben sich immer wieder in kraft- und energiezehrende Umgebungen, weil sie Angst davor haben, zu ihrer eigenen Grundharmonie zu stehen, oder weil man das halt von ihnen erwartet?
Seid es euch selbst wert, auf eure eigene Harmonie zu achten und euch nicht nur dauerhaft an andere anzupassen. Denn, wie Tony Robins so treffend sagte:
„Es ist nicht wirklich bedeutend, wo wir sind und was wir haben, es sind die Menschen, die um uns sind und welche Verbindung wir zu ihnen haben“